Bei der D-KTET (Delta Kilo Tango Echo Tango) handelt es sich um eine HB-21V2 mit der Werknummer 21004. Baujahr der Maschine ist 1975.

Die Bezeichnung V2 bezeichnet eine erweiterte Vorserie ab der Werknummer 21002 mit einem maximalen Abfluggewicht von 700kg.

Weitere Unterscheidungsmerkmale zur endgültigen Serie sind die etwas leichtere Struktur und das Triebwerk VW-Westermayer 1600 G2. Die HB-21V2 ist für den Segelflugzeugschlepp nicht zugelassen.

Die 21004 wurde über Jahre hinweg in Österreich vom Flugsportklub Althofen, unter der Kennung OE-9105, später OE-9246, am Flugplatz Friesach-Hirt betrieben.

Im Jahr 1994 gab es bei einer Außenlandung eine Beschädigung des Motorseglers. Im FSC Althofen entschloss man sich, die beschädigte Maschine nicht mehr instand zu setzen, sondern sie zu verkaufen. Zwei Privatleute aus Klagenfurt kauften die Maschine um sie einer umfassenden Instandsetzung zu unterziehen.

Dies funktionierte erstmal ganz gut. So wurden Beschädigungen an einer Tragflächenseite und am Rumpf beseitigt. Letzterer wurde komplett demontiert, der Gitterrohrrahmen neu konserviert, die Innenverkleidung und die Bespannung am Leitwerksträger erneuert. Desweiteren wurden die Ruder neu bespannt. Alle lackierfähigen Teile bekamen eine neue Farbgebung in weiß.

Das Triebwerk, der Propeller sowie das Herzstück des Antriebs bei der HB, die Propellerwelle, wurden grundüberholt und auf 0 Stunden gebracht.

Die Instandsetzungsmaßnahmen zogen sich über einige Zeit hin, in der auch einer der ursprünglichen privaten Eigentümer aus dem Projekt ausstieg. Der verbliebene Eigner entschloss sich im Jahre 2004 zum Verkauf der in Teilen vorhandenen, teils überholten Maschine.

Ende September 2004 erwarb ich zusammen mit meinem Fliegerkameraden Erich Kaphengst die 21004 in Teilen und wir gründeten eine Halter- und Baugemeinschaft mit dem Ziel, die HB-21 wieder endgültig flugfähig zu machen.

Doch zunächst musste die Maschine, oder besser gesagt, der Rumpf, die Tragflächen sowie eine große Menge an Einzelteilen an unseren Standort Dessau transportiert werden. Dafür wurde ein Lastzug gechartert, der alles komplett mit einmal, vor allem bruchfrei (!), von Klagenfurt im Süden Österreichs bis nach Dessau bringen sollte. Das klappte sehr gut und so standen Anfang Oktober 2004 alle Teile in der Werkstatt des Luftfahrzeugtechnischen Betriebs (LTB) Brandenburg beim Fliegerclub "Hugo Junkers" in Dessau.

 

Von da an war es noch ein sehr weiter Weg den Erich und ich beim kompletten Neuaufbau zurückzulegen hatten. Zugute kamen uns Erichs Erfahrungen im Flugzeugbau, denn er baute zur selben Zeit an einem zweiten Flugzeug, einem Ultraleicht ULF-2. Jedes Wochenende wurde geschraubt, auch an manchen Wochentagen schafften wir uns. Einige Sachen zogen sich doch sehr in die Länge, denn die HB-21 ist in der mitteldeutschen Region ein absoluter Exot und Erfahrung mit diesem Flugzeug kaum vorhanden. Unterstützung erhielten wir aber jederzeit durch den Hersteller HB-Flugtechnik und durch unseren baubegleitenden Prüfer vom LTB Brandenburg. 

 

Bis zum Frühsommer 2005 wurde von uns beiden in der Werkstatt des Fliegerclubs Dessau der Rumpf mit allen An- und Einbauten inklusive des Triebwerks fertiggestellt. So konnten wir dann im Mai 2005 den ersten Rollout ohne Tragflächen aus der alten Segelflughalle durchführen.

Wir mußten die Werkstatt verlassen, da als nächstes die Tragflächen montiert werden sollten. Dazu zogen wir in eine große Flugzeughalle direkt auf dem Flugplatzgelände um. Hier hatten wir nun den Platz, um auch die "sperrigen" Arbeiten durchführen zu können.

Alleine die Montage der Tragflächen benötigte schon mehr als die letztendliche Spannweite von 16,25 m an Platz. Natürlich waren nicht nur die Tragflächen aufzusetzen, nein, es waren noch sehr viele Arbeiten auszuführen bei denen wir uns manchmal fragten, was wir den ganzen Tag gemacht haben "...es ist doch gar nichts zu sehen!?" 

Angefangen von den Rudern die angeschlossen werden mußten, Einstellarbeiten, Probeläufe des Triebwerks, anpassen der Avionik bis zu kosmetischen Arbeiten, die natürlich wichtig für die Aerodynamik sind, war alles dabei. 

Trotz wöchentlicher Arbeit zog sich der Bau bis zum Herbst 2006 hin.

Unsere Freunde von der Flugleitung in Dessau fragten immer wieder: "Na, wann ist es denn soweit? Wann seid ihr fertig?" Unsere Standardantwort war: Dienstag! Alle grinsten, doch was sollten wir sonst sagen?

Nebenbei mußten auch noch die administrativen Vorgänge bearbeitet werden, man kann auch sagen "Papierkram". Dadurch das es von der HB-21 mehrere Versionen mit verschiedenen Triebwerks-, Propeller-, Gewichtskombinationen gibt und es in Deutschland nur ein Kennblatt für eine Variante existiert, hatten wir noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen. Aber manchmal hat europäisches Recht, in diesem Fall das der EASA, auch mal etwas Gutes. Wir konnten die HB mit einem österreichischem Kennblatt deutsch zulassen! Das einzige Problem war letztendlich noch das Lärmzeugnis das "eingedeutscht" werden mußte. Dies war zwar ein Kampf, aber wir konnten es lösen... zum Glück, denn zu einem Lärmmessverfahren hatten wir absolut keine Lust. Und das womöglich nur, weil der deutsche Amtsschimmel wiehern wollte... 

 

Im September 2006 gab es dann den richtigen Rollout. Das Triebwerk lief, kleine Einstellungen wurden noch getätigt und ich traute mich auf Taxiways und Runway um Rollversuche bis kurz vor dem Abheben durchzuführen. Alles schien perfekt und am 14.Oktober 2006 war es dann soweit, Erstflug! 

Na gut, sagen wir mal zweiter Erstflug. Der richtige Erstflug fand ja 1975 in Östereich statt. Trotzdem würde ich zu Recht sagen, dass es ein Erstflug war.

Die HB ist komplett grundüberholt worden, sie war in diesem Moment wirklich neu.

Es war schon ein etwas eigenartiges Gefühl Testpilot zu spielen und das erste mal mit dem eigenen selbst zusammengebauten Flugzeug in die Luft zu steigen.

Das Wetter war sehr gut, ein sonniger Herbstnachmittag. Alles lief prima, so dass ich nach einer guten Viertelstunde eine wunderbare Landung hinlegte und wieder Richtung Halle rollen konnte. Es gab nichts zu meckern.

Tja, war ein tolles Erlebnis so ein Erstflug!

In den folgenden Wochen wurden noch etliche Testflüge unternommen, denn Kleinigkeiten wollten noch verbessert werden.

 

Im Frühjahr 2007 bekam die HB dann ihr endgültiges Finish. Nach einigen künstlerischen Versuchen entschieden wir uns für ein Design mit geschwungenen Linien. Ich denke es ist uns ganz gut gelungen, auf jeden Fall gibt es dieses Design bisher nirgends. Und wenn doch, dann ist es bei uns abgeschaut :)

 

Inzwischen haben wir schon viele schöne Flüge durchgeführt. Wo auch immer die HB-21 zu sehen ist kommt immer die Frage: "Was ist denn das für eine Maschine?" Sie ist, wie schon beschrieben, hier im mittel- und ostdeutschen Raum eine Seltenheit, mit Sicherheit schon wegen des Antriebskonzepts als Pusher (Druckpropellerantrieb) der im Falle der HB-21 mit KEINER erhöhten Lärmemission verbunden ist. Ein sonorer typischer Sound ohne Lärmbelästigung ist Markenzeichen der HB.

Die HB-21 D-KTET ist ein sehr gutmütiger Flieger der auch zum segeln bestens geeignet ist. Jedes Jahr zur Thermiksaison wird "gekurbelt". Das VW Triebwerk hat uns auch bei Thermikverlust nie im Stich gelassen, springt immer -auch in der Luft- sehr gut an.

 

Nach über 7 Jahren erfolgreichen Betriebs und vieler schöner Flüge hat die HB-21 D-KTET nun einen neuen Eigner gefunden.